Ausgewählte Schätze aus 80 Archiven: Eine besondere Ausstellung
Über 80 Stadt-, Gemeinde- und Ortsarchive bewahren im Landkreis Freudenstadt die Geschichte unserer Vorfahren und unserer Region auf. Umso erstaunlicher ist es, dass viele Menschen noch nie ein Archiv von innen gesehen haben und sich nicht vorstellen können, was es dort zu entdecken geben könnte.
Um dem abzuhelfen, zeigt das Team des Kreisarchivs Freudenstadt in einer Sonderausstellung besonders interessante Archivalien aus verschiedenen Ortsarchiven des Landkreises: Beibringensinventuren, Bürgermeisterrechnungen, Brandversicherungskataster, Güterbücher, Rapiate, Unterpfandsbücher, Gerichtsprotokolle … die Liste geheimnisvoll klingender Namen ist lang. Hinter ihnen verbergen sich beispielsweise genaue Besitzaufstellungen, die anlässlich einer Heirat oder eines Todesfalls gemacht werden mussten, oder Ausgaben und Einnahmen der Gemeinde, akribisch bis auf den letzten Pfennig aufgelistet – die Armenpflegrechnung verrät, wie ein Ort seine Armen und ansässige Waisenkinder versorgt hat; die Unterpfandbücher teilen mit, wer wem was und warum geschuldet hat, und die Bürgermeisterrechnungen führen Buch darüber, welche Gemeindeausgaben für welchen Zweck getätigt wurden.
Mit ihrer Vielfalt und ihrem Detailreichtum ermöglichen es Archivalien tatsächlich, heute noch das Alltagsleben längst vergangener Zeiten zu erschließen.
Aber auch für heutige Anliegen sind archivische Unterlagen oft äußerst wichtig – seien es Fragen zu Erschließungsbeiträgen, die vom Alter einer Straße abhängen, oder die Suche nach vermissten oder ausgewanderten Vorfahren, die Menschen Hilfe im Archiv suchen lässt. Manchmal braucht man ein genaues Baujahr für ein Haus, das genaue Gründungsdatum eines Vereins oder die Erstnennung einer Ortschaft anlässlich eines geplanten Jubiläums. Wissenschaftliche Abhandlungen kommen ohne archivische Unterlagen kaum aus, und auch schwere Kapitel der eigenen Lebensbiographie können mithilfe von Unterlagen aus den Archiven oft besser bewältigt werden. Erwähnt seien hier beispielsweise die Beschäftigungslisten von Gemeinden, die ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern nachweisen halfen, dass sie zum Erhalt einer Entschädigung berechtigt sind; oder Kinderheim-Unterlagen, die Betroffenen helfen, unklare Erinnerungen an Kinderlandverschickungen der 1960er Jahre nachträglich einzuordnen und zu verstehen.
Kurz und gut: das Kreisarchiv lädt dazu ein, die Vielfalt der Ortsarchive zu entdecken und die Ausstellung „Ausgewählte Schätze aus 80 Archiven“ im Museum im Stadthaus zu besuchen! Zu sehen ist sie noch bis März 2024, täglich, außer Montag, von 10 Uhr bis 17 Uhr.