Erster Tag der regionalen Lehre in Freudenstadt - „Medizin erlebbar machen“
Seit Jahresbeginn ist der Landkreis Freudenstadt Teil des Landesprojekts „Regionen für ärztliche Ausbildung“, in dem die Medizinische Fakultät der Universität Tübingen und der Landkreis Freudenstadt eng zusammenarbeiten. Durch innovative Lehrformate vor Ort in verschiedenen Regionen sollen regionale Gesundheitsstrukturen praktisch erlebbar gemacht werden. Bislang findet das Medizinstudium überwiegend im universitären Umfeld statt. Das Projekt hat zum Ziel, Studierenden die praktische Relevanz einer interdisziplinären, interprofessionellen und sektorenübergreifenden Patientenversorgung zu verdeutlichen. Langfristig soll hierdurch der medizinische Nachwuchs im Landkreis gesichert werden.
Nach einer Auftaktveranstaltung Anfang Februar fand das zweite Treffen kürzlich in Freudenstädter Campus Nordschwarzwald statt, der an diesem ersten „Tag der regionalen Lehre“ gut besucht war. Gekommen waren Vertreterinnen und Vertreter des Instituts für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung (IAIV) der Universität Tübingen, des Bereichs Studium und Lehre der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen, Medizinstudierende, die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg, Vertreter der regionalen Ärzteschaft des Landkreises Freudenstadt, sowie die Geschäftsstelle der Kommunalen Gesundheitskonferenz und das Gesundheitsamt Freudenstadt.
Benjamin Geigl, Leiter des Dezernats für Soziales, Jugend, Integration und Gesundheit des Landratsamtes Freudenstadt, begrüßte zu Beginn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung. Anschließend wurde die neue „Region für ärztliche Ausbildung“ in den Mittelpunkt gerückt. Dr. med. Thorsten Doneith, ärztlicher Projektkoordinator für regionale Lehre am IAIV, präsentierte das Projekt der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen und das Motto „Praxis trifft Hörsaal – regional Medizin erleben“. Projektkoordinatorin Nadine Wolf stellte sich vor und beschrieb Relevanz und Nutzen des praxisnahen Lernens in der Region.
Wie regionale Lehre umgesetzt werden kann, wurde anschließend in drei Gruppenarbeiten diskutiert. Dabei widmete sich jede Gruppe einer anderen Phase des Medizinstudiums. Eine Gruppe stellte sich die Frage, wie die Studierenden früh für den Landkreis begeistert werden können. Ansätze sahen die Gruppenmitglieder zum Beispiel im Pflegepraktikum und der schon bestehenden Lehrveranstaltung „Praktikum der Berufsfelderkundung“. Eine weitere Gruppe widmete sich den Themen Famulatur, einem wichtigen Element im klinischen Abschnitt des Studiums, und der Winterschool – als eine Möglichkeit, Gruppen von Studierenden neben der Vermittlung von praktischen Fertigkeiten auch den hohen Freizeitwert im Landkreis nahe zu bringen. Unter dem Motto „Kleben bleiben“ legte die dritte Gruppe ihren Fokus auf das Blockpraktikum, das Praktische Jahr und den Übergang in die fachärztliche Weiterbildung. Weitere Ideen waren ein Mentorenprogramm und eine persönliche Berufsberatung für Studierende. Immer wieder wurden die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten des Nordschwarzwaldes hervorgehoben. Damit die Studierenden in der Region langfristig „kleben“ bleiben, müsse man ihnen die Vorzüge der Region aufzeigen.
Im Anschluss an die Gruppenarbeit wurden die Ergebnisse im Plenum diskutiert und zusammengefasst. Dr. med. Roland Koch, Leitung des Bereich Lehre und Lehrforschung am IAIV, erklärte die weiteren Schritte im Projekt. Die Ergebnisse werden nun von den Projektverantwortlichen ausgewertet und für die Umsetzung priorisiert. Anschließend konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim gemeinsamen Essen weiter vernetzen und austauschen.